RÜSTRINGER HEIMATBUND e. V.

 

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Emilie Rogge – eine begabte Künstlerin aus Butjadingen

In ihrer Heimat Butjadingen und auch in Künstlerkreisen ist sie weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl sie sich mit ihren Arbeiten durchaus einen Namen gemacht hat. Der Zufall führte Dieter Auffarth auf die Spur der Künstlerin Emilie Rogge. Er berichtete beim heimatkundlichen Klönabend des Rüstringer Heimatbundes über seine Nachforschungen.

Eigentlich galt sein Interesse ihrem Vater, dem Privatbankier Johann Hinrich Rogge. Der trat nämlich 1872 in einem alten Handelsregister als Inhaber der Butjadinger Bank in Atens auf. Aus dem Blexer Kirchenbuch erfuhr Auffarth, dass Rogge zunächst in Schweewarden gewohnt hatte und seit 1865 verheiratet war. Im Jahr darauf ist die Geburt der Tochter Emilie eingetragen. Nachdem Rogge noch für einige Jahre das Amt des Gemeindevorstehers in Atens bekleidet hatte, verzog er 1887 nach Münster. Dort verloren sich die Spuren der Familie.

Als Dieter Auffarth später bei einem Bekannten Postkarten mit Bildern eines Cornelius Rogge sah, vermutete er eine Verbindung zu Johann Hinrich Rogge und nahm die Spurensuche wieder auf. Sein Gefühl sollte sich bestätigen. Dieser Cornelius Rogge war tatsächlich dessen Sohn und somit auch Bruder der Emilie Rogge. Die Postkarten wiesen den Weg ins Künstlerdorf Worpswede.

Hier erinnerte man sich, dass die Geschwister Rogge nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, etwa 1922, von Berlin nach Bremen verzogen waren. Später traten sie in Verbindung mit den dort lebenden Künstlern und kamen dann selbst nach Worpswede, wo Cornelius Rogge am Weyerberg ein Haus erwarb. Nach dessen Tod im Jahre 1949 wurde das Haus verkauft und seine Schwester verzog in ein Seniorenheim.

Weiter war zu erfahren, dass Emilie Rogge an Berliner Kunstschulen als Malerin und Radiererin ausgebildet wurde. Sie war Mitglied des bekannten LYCEUM CLUB in Berlin und hatte sich als Kopistin der Alten Meister einen Namen gemacht. Eine persönlich ausgesprochene Anerkennung wurde ihr durch Kaiser Wilhelm II. zuteil, als er sie im Kaiser-FriedrichMuseum beim Kopieren des HolbeinGemäldes Kaufmann Giese überraschte.

Über den Verkauf von Bildern durch Emilie Rogge ist Dieter Auffarth bisher recht wenig bekannt geworden. Um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, nutzte sie gelegentlich wohl ihre Verbindungen nach Butjadingen. So warb die Buchhandlung Carl Tebbe in Atens mit einer Anzeige vom 1. Dezember 1902 in der Butjadinger Zeitung für das Gemälde Haidehof von Emmy Rogge. Das prachtvolle Weihnachtsgeschenk, wie es heißt, sollte 60 Mark kosten. 

Ansonsten ist bisher wenig von Emilie Rogge bekannt. Man findet sie noch 1908 als Gründungsmitglied des Oldenburger Künstlerbundes in dessen erstem Mitgliederverzeichnis. Außerdem konnte Dieter Auffarth erfahren, dass durch Kriegseinwirkungen in Berlin etwa 200 ihrer Druckplatten vernichtet worden sein sollen. Ob weitere Druckplatten erhalten geblieben sind, ist nicht geklärt. Einige Werke von ihr befinden sich im Landesmuseum in Oldenburg.

In Worpswede sieht man Emilie Rogge heute als Künstlerin der Zweiten Worpsweder Generation, nach BeckerModerson, Vogeler, Mackensen, vom Ende usw. Bei Aufräumarbeiten auf dem Dachboden des Hauses am Weyerberg entdeckte man noch zahlreiche zum Teil unvollendete Arbeiten. Leider wurden kein Werkverzeichnis oder andere Aufzeichnungen über den Verbleib von Arbeiten gefunden. So gerieten die Geschwister Rogge auch in Worpswede schnell in Vergessenheit. Emilie Rogge ist 1959 in Bremen verstorben.

Hans-Rudolf Mengers

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